5 stärkende Strategien gegen Stress
Vor kurzem habe ich meinen Lieblings-Anhänger verloren. Ich hatte ihn auf einer Asien-Reise gekauft, er war sehr bedeutsam für mich. Wie konnte das passieren?
Ich war mit dem Fahrrad auf dem Weg zu einer Veranstaltung. Da ich ungern zu spät komme, seltsamerweise aber dennoch oft zu knapp losgehe bzw. -radle, gerate ich dabei schon mal in Stress. So kam es, dass ich mir nicht die Zeit nahm, diesen wunderschönen blauen Anhänger mit einem Mystic Topaz, nachdem er sich an der Kette in meinem Halstuch verhakt hatte, wirklich sicher zu verstauen. Stattdessen stopfte ich ihn hektisch und leider nur vermeintlich sicher in eine Innentasche meiner Jacke, um rechtzeitig zum Kunst-Wochenende in Blankenfelde anzukommen – wo es dann übrigens mit reichlich Verspätung losging.
Als ich am Abend die Kette aus der Tasche holen wollte, war der Anhänger weg – spurlos verschwunden. Und nie mehr aufgetaucht.
Dieses Erlebnis hat mich daran erinnert, wie wenig dienlich mir der Zeit-Stress war, den ich mir gemacht hatte. Der Anhänger, den ich seit 10 Jahren praktisch täglich getragen habe, war für mich persönlich ein hoher Preis.
meinen eigenen Stress erkennen
Die unterschiedlichsten Gedanken können in uns Stress auslösen. Bei mir war es das mögliche Zuspätkommen. Für jeden von uns gibt es diverse Stress-Auslöser, denn wir erzeugen den Stress im Inneren durch unser Denken, also ganz individuell. Wir können dabei getrieben sein von dem Wunsch nach Perfektion: Wenn ich diese Aufgabe nicht bis morgen früh 9h in Topp-Qualität abliefere, bin ich bei den anderen unten durch. Oder von der Angst, andere könnten schlecht über mich reden. So tue ich alles, um ihre Anerkennung zu bekommen. Die Befürchtung, etwas gar nicht hinzukriegen, weil wir ihm nicht gewachsen sind, löst Stress aus. Und auch der starke Wunsch nach Harmonie, so dass Konfliktsituationen uns unter Strom setzen.
Bewertung und Reaktion
Wenn wir Stress verspüren, spielt unsere Bewertung der Situation eine Rolle. Und dann natürlich unsere Reaktion auf diese Bewertung – das ist es, was den eigentlichen Stress im Inneren dann ausmacht. Auch wenn der Auslöser für meinen Stress im Außen sein mag – das, was zählt, findet in meinem Inneren statt.
Wäre das anders, würden alle Menschen in jeder Situation gleich reagieren. Das wiederum kann nur bedeuten, dass wir sehr viel mehr Möglichkeiten haben, als wir im unmittelbaren Reagieren für möglich halten. Ist das nicht eine gute Nachricht?
Ist der Stress jedoch erst mal da, hilft uns ein größeres Handlungsrepertoire, damit wir schneller wieder herauskommen, anstatt im Stress festzustecken.
Hier dafür ein paar praktische Ansätze:
1. Selbstbewusstsein entwickeln – perspektivisch & situativ
Je größer meine Angst vor dem Stressauslöser, desto stärker wird mein innerer Stress. Daher hilft es, auf meine eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu vertrauen, um die reale Situation zu bewältigen. Der Blick auf das, was ich schon alles geschafft und gemeistert habe, kann mein Selbstbewusstsein enorm steigern. Dies lässt sich zudem auch präventiv nutzen, so dass ich nicht erst in der Situation selber reagiere, sondern mein Selbstvertrauen kontinuierlich aufbaue.
2. Reaktionskontrolle
Eine Stressreaktion kann auf der körperlichen, emotionalen und gedanklichen Ebene erlebt werden. Daher können wir auch hier ansetzen. Die Affirmation „Du schaffst das“ oder „Es wird sich alles klären“ können uns Ruhe vermitteln, ebenso wie bewusstes Atmen, den Herzschlag wahrnehmen sowie andere Entspannungsübungen.
3. Situationskontrolle
Hier richtet sich mein Blick nach außen, auf das Problem: Ich analysiere die Situation, schaue, welche Probleme es gibt und welche Lösungsmöglichkeiten sich anbieten. Mein Ziel ist, die Stressauslöser zu beeinflussen und idealerweise zu beseitigen.
4. Soziale Unterstützung
Das Gefühl, alleine dazustehen, löst schon Stress aus, zusätzlich zu meinem eigentlichen Problem. Unterstützung durch andere hingegen kann uns viel Kraft geben. Ein Gespräch mit einem Sparringspartner lässt uns Probleme und ebenso mögliche Lösungen klarer sehen. Außerdem bieten uns Freunde, Familie oder Kollegen emotionale und auch praktische Unterstützung.
5. Relativieren
Stress entsteht, wenn ich mich einer Aufgabe nicht gewachsen fühle, insbesondere, weil sie mir größer und wichtiger erscheint, als sie es eigentlich ist. Fragen wie „Wie sieht das Problem aus der Vogelperspektive aus?“ oder „Welche Relevanz wird dies für mich in 5 Jahren haben?“ können beim Relativieren helfen und uns so wieder in eine andere innere Position versetzen.
Was fange ich jetzt damit an?
Vielleicht mal etwas Neues auszuprobieren. Neige ich dazu, als lonesome rider unterwegs zu sein, kann es für mich besonders anregend sein, mir Unterstützung bei anderen zu suchen. Habe ich die Tendenz, mich klein zu machen, ist es wichtig, mein Selbstvertrauen aufzubauen. Mache ich aus einer Mücke einen Elefanten, hilft es mir, meine eigene Perspektive in Frage zu stellen.
Für mich ist der Satz: Ich bin da, wenn ich ankomme eine lustige und selbstironische Brücke, wenn ich wieder mal bemerke, dass ich eigentlich zu spät losgegangen bin. Denn wenn ich schon weiß, dass es knapp wird, hilft mir der Stress gar nicht dabei, schneller zu werden. Eher noch passieren Missgeschicke oder ähnliches, die alles noch später werden lassen. Daher gefällt mir auch die buddhistische Weisheit Wenn Du es eilig hast, geh langsam sehr gut. Sie erinnert mich daran, dass in jedem Extrem auch immer etwas vom Gegenteil steckt.
So wie das Auge des Sturms.
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