Als Führungskraft in der Sandwich-Position – wie kriege ich das besser hin?

Eingequetscht wie eine Käsescheibe im Cheeseburger – keine besonders komfortable Lage! Und genauso heiß wie der Käsescheibe wird es uns noch dazu, im Reibungsfeld zwischen oben und unten.
Wenn ich im guten Kontakt mit meinen Mitarbeitenden stehen will, verliere ich leicht die nötige Distanz, um auch unliebsame Entscheidungen fällen und durchsetzen zu können.
Bin ich zu nah beim Vorgesetzten, bei der Geschäftsführung, wird mir das angekreidet als mangelnde Mitarbeiternähe und fehlende Kommunikation. Auch kriege ich vielleicht nicht mit, was mein Team wirklich bewegt. Dann kann ich meine Leute auch nicht mitnehmen, wenn es wichtig ist.
Das Ambivalenz-Dilemma
Dieses Spannungsfeld ist eine große Herausforderung. Das kann man auch daran ablesen, dass die Diagnose Burn Out im mittleren Management besonders häufig gestellt wird, wie von Gunther Schmidt, dem Leiter einer bekannten Klinik für Psychosomatik, zu erfahren ist.
Macht man es dem einen Recht, gibt es Gegenwehr von der anderen Seite und umgekehrt. So landet man leicht in einer permanenten Ambivalenz, die in dem Gefühl, letztlich nie irgendetwas richtig zu machen, münden kann. Dann bleibt das Gefühl aus, dass meine Arbeit gut ist und ich einen positiven und sinnhaften Beitrag leiste. Gerade diese Überzeugung aber liefert mir die nötige Energie für meine Arbeit und wäre somit immens wichtig.
Es braucht also spezielle Strategien, um in dieser Rolle gut zu agieren, die Freude an der Arbeit und mein Selbstbewusstsein als Führungskraft aufrecht zu erhalten und zu entwickeln. Ein paar davon möchte ich hier vorstellen.
Abgrenzung
Es ist unmöglich, es allen Recht zu machen. Daher brauche ich eine klare innere Positionierung, um sowohl nach oben als auch nach unten meine Rolle zu vertreten. Solange ich selber unklar bin, strahle ich aus, dass man mir vielleicht doch noch etwas abringen kann und ich verbleibe im Zustand des Aufgerieben-Werdens zwischen den einzelnen Parteien.
Konkret sichtbare Maßnahme können darin bestehen, bestimmte Zeiten für konzentriertes Arbeiten zu blocken, das Telefon zu bestimmten Zeiten umzuleiten oder auch meine Open Door Policy auf ein verträgliches Maß einzugrenzen.
Feedback einholen
Positive Resonanz stärkt mich in dem, was und wie ich es tue. Kritisches Feedback gibt mir die Möglichkeit, mich zu entwickeln. In jedem Fall hilft uns der Blick von außen, unsere blinden Flecken aufzudecken und dadurch zu wachsen. Zudem stärkt Feedback das Miteinander und die Organisationskultur und vertieft die Beziehungen. In Unternehmen, die eine offene Feedbackkultur pflegen, ist die Zufriedenheit signifikant höher als in solchen, wo Feedback nur zufällig, beiläufig oder selten passiert.
Freundliches Selbstgespräch
Laut Forschung haben wir durchschnittlich 24 % negative Gedanken und nur 3 % positive. Das bedeutet, wir haben im Durchschnitt achtmal mehr negative Gedanken als positive. Unter Stress soll die Anzahl der negativen Gedanken sogar auf bis zu 70 % und mehr ansteigen – das sind schockierende Werte!
Was sind diese negativen Gedanken eigentlich? Leider sehr oft solche, bei denen wir selbst im Zentrum stehen – selbstkritische, zermürbende, zweifelnde und unfreundliche Stimmen lassen wir im Inneren zu uns sprechen.
Umso wichtiger ist es aus meiner Sicht, hier anzusetzen. Indem ich anerkenne, dass ich mein Bestes gebe. Indem ich Erfolge feiere und mich lobe. Indem ich einen ausgewogenen Blick auf mich selbst entwickle.
Es kann hilfreich sein, mir vorzustellen, wie ich mit einem guten Freund oder einer guten Freundin sprechen würde. So wird es einfacher, auch mir selber mit einer wohlwollenden und wertschätzenden Haltung zu begegnen.
Selbstakzeptanz
Zweifelsohne machen wir Fehler. Nicht immer sind diese wiedergutzumachen. Hier hilft uns, uns trotz unserer Fehltritte mit Selbst-Wertschätzung zu behandeln. Vielleicht wussten wir es nicht besser oder haben zu der gegebenen Zeit nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und das Ergebnis war für uns so nicht absehbar. Das ist menschlich, allzu menschlich.
Selbstakzeptanz, ein wichtiger Pfeiler unseres Selbstwertgefühls, unterstützt uns dabei, dennoch zu uns zu stehen. Wie eine Art Trostpflaster können wir es nutzen, uns dennoch unsere Selbstachtung zu bewahren, auch wenn nicht alles rund läuft.
Delegieren
Die größte Falle ist es, alles selber machen zu wollen. Dahinter steckt meist die Angst, dass es sonst kein anderer macht oder das Ergebnis schlecht wird. Perspektivisch ist es jedoch ungeschickt, die Dinge an sich zu reißen, denn so kann niemand aus meinem Team dazu lernen und wird mich somit auch zukünftig ebenso wenig unterstützen.
So landet nach und nach immer mehr Arbeit bei mir und wächst mir über den Kopf, während für die eigentlichen Führungsaufgaben kaum noch Zeit bleibt. Als Führungskraft sollte ich die Meta-Perspektive einnehmen, den Überblick behalten, das große Ganze sehen. Im Klein-Klein der unerledigten To-dos der anderen verliere ich mich und diese Perspektive aus den Augen.
Die Klarheit, was wirklich meine Kernaufgaben als Führungskraft sind, kann mir hier bei meiner Positionierung helfen und ermöglichen, dass die Aufgaben am richtigen Platz landen.
In 2024 habe ich mit vielen Führungskräften, die sich in diesem Spannungsfeld befanden, gearbeitet. Was dabei gut funktioniert hat, sind genau diese Ansätze. Wenn Sie sich gesehen fühlen und selber gerne etwas in Ihrer Führungsrolle ändern möchten, freue ich mich über Ihre Nachricht.
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