Fühlen heißt Leben – warum es sich lohnt, nicht nur auf meine Gedanken zu hören –

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gedanken und gefühle

Wie es mir geht?

„Wie geht’s Dir?“

„Gut. Und Dir?“

„Auch gut, danke.“

Der Informationsgehalt dieser kurzen Gesprächssequenz ist eher gering. Wir sind höflich miteinander, jedoch unbestimmt. Es macht sich vielleicht Unmut breit: Wozu diese Frage, wenn sie doch immer gleich beantwortet wird? Anscheinend tun wir uns schwer damit, ehrlich zu sagen, was mit uns los ist. Obwohl das sehr hilfreich sein kann – zum Beispiel so:

„Wie geht’s Dir?“

„Super! Wir haben am Wochenende unseren Sylvesterurlaub an der Nordsee gebucht und ich freu´ mich jetzt schon wie Bolle drauf! Und bei Dir?“

„Ach, ich bin echt erschöpft. Einer unserer Nachbarn hat gestern Abend seinen 30. Geburtstag gefeiert und bis spät in die Nacht laut Musik gehört. Ich bin immer wieder von dem Krach aufgewacht. Daher bin ich leider heute ziemlich groggy.“

Mich zeigen

Für beide Gesprächspartner ist so viel klarer, wo der andere steht und wie die Begegnung sich gut gestalten lässt. Während die eine Person mit viel und guter Energie in das Gespräch geht, kann die andere vielleicht zunächst ein wenig auftanken und es etwas ruhiger angehen lassen.

Durchbrechen der Gedankenkreise

Doch nicht immer ist uns selber ersichtlich, was gerade in uns vorgeht. Oft sind unsere Gedanken so dominant, dass wir unsere Gefühle gar nicht mehr wahrnehmen. Dies passiert häufig, wenn eine Entscheidung ansteht, wir einfach zu keinem stimmigen Ergebnis kommen wollen und immer und immer wieder alles überdenken, wenn die Gedanken sich im Kreis drehen.

Hier können unsere Gefühle wichtige Hinweise liefern.

Jedes Gefühl hat eine Botschaft

Vor Wut die Tür eintreten, vor Schreck das Glas fallen lassen, sich vor Ekel abwenden – es hat seinen Grund und seine Geschichte, dass wir uns mit dem Fühlen schwer tun. Denn Emotionen können uns überwältigen. Im Begriff der Emotion (aus dem Lateinischen: ex movere – herausbewegen) findet sich ein Moment von: es will etwas heraus, worin deutlich wird, dass die Energie eine nach außen gerichtete ist, etwas will und soll an die Oberfläche dringen.

Wenn ich mich auf der Arbeit immer öfter aufrege und ärgerlich werde, kann mir das zeigen: Es ist wichtig, dass ich etwas verändere – vielleicht mich mehr mit meiner eigenen Meinung einbringe, mich abgrenze oder möglicherweise auch mir eine neue Stelle suche. Mein Gefühl ist also mein Antrieb für Veränderung – auch wenn es sich nicht „gut“ anfühlt.

Nach Aschenputtels Motto „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“ neigen wir dazu, bestimmte Gefühle zu mögen und andere nicht – „gute“ Gefühle fühlen wir gerne, die anderen – na ja…

Aber was sind eigentlich gute Gefühle und warum sollten die anderen schlecht sein?

Alle Gefühle helfen uns, was wir erleben zu bewerten. So sind wir in der Lage, Beziehungen zu anderen zu regulieren und wichtige Entscheidungen zu treffen. Durch unsere Gefühle gewinnen wir Klarheit über unsere Bedürfnisse und Wünsche.

Gefühlsarten

Nach Ekman wurden sieben Basisemotionen kulturunabhängig nachgewiesen: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit, Überraschung. Doch damit nicht genug, denn natürlich haben wir ein noch viel größeres emotionales Repertoire: Forscher der Uni Berkeley haben insgesamt 27 Emotionen ausgemacht, die unsere Gefühlswelt aufweist, darunter Glück, Bewunderung, Unbeholfenheit, Aufregung, Interesse, Überraschung, Erleichterung, Wut, Trauer und Langeweile. Kein Wunder also, dass wir manchmal verwirrt sind, was denn nur mit uns los ist.

Emodiversity macht gesund!

Aufschlussreich finde ich: Je facettenreicher wir fühlen, umso gesünder sind wir. Dies belegen zahlreiche Studien (zum Beispiel Emotional complexity across the life story, Emodiversity and biomarkers of inflammation, Positive Emotional Style Predicts Resistance to Illness). Nicht zuletzt daher lohnt es sich allemal, den Fokus weg vom Denken mehr auf unser Gefühlsleben zu lenken.

Unsere eigenen Gefühle bewusst und nuanciert zu erkennen und sie benennen zu können, eröffnet uns die Möglichkeit, ins Handeln zu kommen. Je unklarer ich mir über mich selbst bin, umso weniger kann ich dafür sorgen, gute Impulse zu setzen und eine konkrete Situation in die richtige Richtung zu lenken – Stichwort Handlungsoptionen und Selbstwirksamkeit.

Im Denken werden wir durch Schule, Ausbildung, Studium trainiert, aber wie steht es mit dem Fühlen? Es passiert zwar ganz von selbst; hilfreich scheint mir aber, dass wir uns selber immer besser dabei verstehen.

Fühlen im Alltag

Mit dem Motto Gefühle sind Gedanken ohne Filter kriegt die eigene Wahrnehmung eine größere Selbstverständlichkeit. Dabei können diese beiden Praxisübungen helfen:

Wahrnehmungs-Übung

1. Innehalten & Augen schließen (Fokus nach Innen richten)

2. Was fühle ich jetzt gerade? (Gefühl benennen)

3. Wo im Körper spüre ich das? (Wo kann ich das wahrnehmen – jedes Gefühl spiegelt sich im Körper wider)

4. Wie genau fühlt sich das an? (Was ist die Qualität dieser Körperempfindung)

5. Verändert es sich? (beobachten)

6. Was fühle ich jetzt? (weiter wahrnehmen)

Diese Übung kann ich auch mit einem Gegenüber machen, der den (schweigenden) Zuhörer-Part übernimmt und dann die Rollen tauscht. Die Resonanz durch eine andere Person kann den Effekt verstärken.

Rain-Methode

Für besonders schwierige und hartnäckige Gefühle bietet sich die Rain-Methode an, zu der sie hier einen eigenen Beitrag finden.

Ich schließe mit den Worten Heinrich Heines:

Düfte sind die Gefühle der Blumen

und wünsche Ihnen einen emotional facettenreichen Tag!

Wenn Sie einen besseren Zugang zu Ihrer inneren Welt – Bedürfnisse, Visionen, Gefühle – suchen, unterstütze ich Sie gerne auf Ihrem Weg.

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Cordula Böhmer am 2. Oktober 2021 um 19:19 Antworten

    Danke für diesen sehr spannenden und hilfreichen Beitrag, denn Gefühle können schon sehr verwirrend sein und uns dazu verleiten, sie zu übergehen oder wegzuschieben. Stattdessen sollten sie uns als Orientierung oder Navigationssystem im Leben dienen.

    • Hüttner Coaching am 14. Oktober 2021 um 12:30 Antworten

      Vielen Dank für Dein Feedback & die Anregung.
      Navigationssystem – das gefällt mir!
      Liebe Grüße
      Henrike Hüttner

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