Soll ich kündigen? Warum es sich lohnen kann, meine Sicherheit aufzugeben

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Mann, nachdenklich

Kündigung – ja oder nein?

Die Frage trieb meinen Klienten seit einem Jahr um. Es war nervenaufreibend!

Bis er sich entschied, ein Karriere-Coaching zu beginnen, um mehr Klarheit in sein inneres Dickicht zu bringen. Und aus dem Kreislauf seiner immer gleichen Gedanken ins Handeln zu kommen.

Den Job an den Nagel hängen, das ist schon was.
Kein Wunder, dass das nicht leicht fällt. Vor allem, wenn der auch noch sicher und gut bezahlt ist. Doch wenn das Unwohlsein immer größer wird, schon am Morgen beim Aufstehen der Gedanke an die Arbeit sich wie ein grauer Nebel aufs Gemüt setzt – dann könnte es Zeit sein zu handeln.

Doch warum ist das so schwer?

 

Sicherheit. Planbarkeit. Berechenbarkeit.

Weil ich meine Sicherheit aufgebe.

Weil ich das Vertraute hinter mir lasse.

Im Tausch gegen etwas noch völlig Unbekanntes.

Weil andere mich für wahnsinnig halten: „Bist Du verrückt, DIESEN Job aufzugeben?? Andere lecken sich die Finger danach!!“

Weil ich nicht weiß, wie es danach weitergehen wird. Das macht Angst.

Alles sieht nach einem schwierigen Unterfangen aus.

Mit ungewissem Ausgang!

Daher lohnt sich die Frage: Wie kann es leichter werden?

Dazu möchte ich ein paar Anregungen geben.

 

Vision – wo möchte ich hin?

Bei meinem Klienten, nennen wir ihn Sebastian B., gab es eine starke Vision davon, wie er arbeiten wollte. Er war zu Beginn des Coachings als Spezialist Prozessmanagement eines europäischen Konzerns angestellt. Sowohl die Strukturen als auch die GF-seitig angestrebte zukünftige Ausrichtung des Unternehmens missfielen ihm zusehends und er ging mit einem zunehmend unguten Gefühl zur Arbeit.

In ihm war zwischenzeitlich der Wunsch gereift, mehr im Bereich Nachhaltigkeit zu arbeiten und dabei wirklich etwas zu bewegen, in einem dynamischen Arbeitsumfeld mit viel Freiraum. Seine Vision haben wir uns genauer angeschaut und sie immer mehr ins Zentrum des Geschehens gestellt. Der Blick auf das Wunschziel in der Zukunft begann, ein starker Motor für ihn zu werden. Die Aussicht auf diesen neuen Lebensabschnitt machte ihm Spaß und gab ihm Energie.

Lebensmotive – was ist mir wichtig?

Wir haben uns seine Lebensmotive angesehen, das, was ihm im Leben wichtig ist und wonach er sich ausrichtet. Von den 9 im Linc Personality Profiler differenzierten Motiven waren Unabhängigkeit und Kreativität für ihn von zentraler Bedeutung. Dies deutete darauf hin, wie wichtig seine Entscheidung für ihn war, um wieder selbstbestimmter arbeiten und leben zu können. Und um sich mehr zu verwirklichen und wieder zufriedener durchs Leben zu gehen. Gleichzeitig verdeutlichte es, warum er mit den Strukturen in seiner Firma auf Dauer nicht gut klar kam, da wenig Freiraum für eigene Ideen blieb.

Kompetenzen – was kann ich?

Der Blick auf seine Kompetenzen half Sebastian dabei, sich ganz konkret daran zu erinnern, auf was er sich verlassen konnte. Und dass es sehr viel gab, auf das er aufbauen und für den neuen Abschnitt nutzen wollte, zum Beispiel seine Netzwerkkompetenzen, seine Zielorientierung, die Fähigkeit zum ganzheitlichen und analytischen Denken sowie weitere fachspezifische Skills. Er begann, mehr und mehr an sich zu glauben und seine Idee von der Veränderung mit Leben zu füllen. Sein Selbstvertrauen wuchs, indem er sich vor Augen führte, was er schon alles geschafft hatte und wie viele Ressourcen und Kompetenzen ihm zur Verfügung standen.

Nach ein paar Wochen war es soweit: Er wollte kündigen!

Meilenstein: Kündigung

Das war ein großer Schritt.
Vor allem, weil mein Klient ja noch gar nicht wusste, wie es danach weitergehen sollte. Aber er merkte, dass er sich so unwohl bei der Arbeit fühlte, dass er jeden Tag mit einem schlechten Gefühl aufstand und sein Energielevel immer niedriger wurde.

Daher war er sich nun ganz sicher:

Er wollte wirklich weg. Frei sein für das Neue.

Endlich wieder mit einem guten Gefühl morgens zur Arbeit gehen.

Zielsetzung

Sebastian hatte berufsbegleitend eine Weiterbildung im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement begonnen. Außerdem hatten wir seine Bewerbung vorbereitet und er hatte bereits eine Liste mit Unternehmen, die für ihn interessant waren, recherchiert, zusätzlich zu Ansprechpartnern aus seinem eigenen Netzwerk.

Nach dem Ausstieg bei seinem Arbeitgeber nutzte er die Zeit, um erst einmal durchzuatmen. Er war sehr erleichtert, sich nun auf das, was ihm wirklich wichtig war, konzentrieren zu können. Und tatsächlich dauerte es nicht lang, bis er über eine Initiativbewerbung einen Arbeitgeber fand, der gut zu seiner Ausrichtung passte und wo er, in einer neuen Stelle, seine Kenntnisse gut und mit viel Freiraum einbringen konnte. In einem mittelständischen Unternehmen, das eine kollegiale Unternehmenskultur und einen wertschätzenden Umgang pflegt und das außerdem viel Wert darauf legt, dass die Mitarbeiter sich entwickeln können.

Erfolgsfaktoren

Im Rückblick betont Sebastian, dass er in der Zeit seiner Anstellung nicht den Kopf frei hatte, um sich wirklich um seine Zukunft zu kümmern. Die Kündigung aber verlieh ihm Flügel; zum einen weil er sich als mutig und selbstbestimmt wahrnahm, zum anderen weil es eine Phase gab, in der er sich nach langer Zeit endlich wieder ohne Druck und Unwohlsein wegen der Arbeit erlebte.

Ich möchte noch einmal die wichtigsten Punkte zusammenfassen, die auf Sebastians Weg wichtig waren:

  • Sparringspartner suchen – Unterstützung durch Coaching
  • Vision entwickeln: Wo soll es hingehen
  • Klarheit über Lebensmotive
  • Kompetenzen und Ressourcen definieren
  • Entscheidung zur Kündigung reifen lassen und umsetzen
  • konkreter Handlungsplan für danach
  • Zielsetzung und -umsetzung
  • an mich glauben

Natürlich kann es gute Gründe geben, nicht zu kündigen. Finanzielle zum Beispiel, wirtschaftliche. Vielleicht passt es nicht zur jeweiligen Lebensphase. Und es braucht Mut, mich für einen Cut zu entscheiden und damit für eine gewisse Unsicherheit.

Eine klare innere Ausrichtung hilft mir dabei, auf meinem Weg kreativ zu werden und für mich passende Optionen zu entdecken. Wenn ich beginne, an meinen eigenen Plan und meine neue Zukunft zu glauben, verleiht mir das die Kraft, die Mittel und Möglichkeiten, auf meinem Weg erfolgreich zu sein.

 

 

 

 

 

 

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